Christoph Driessen, Geschichte Belgiens: Die gespaltene Nation (Kulturgeschichte) Pustet Verlag
Christoph Driessen stellt in seinem gerade erschienenen Buch die Geschichte des belgischen Raumes von seinen Anfängen in der Antike , über das Frühmittelater bis hin zur aktuellen Zeitgeschichte kompakt und gut strukturiert dar. So werden die einzelnen Kapitel kurzweilig mit Personenporträts und Stichworten zur jeweiligen Zeitraum ergänzt , die es leicht ermöglichen gelesenes nochmals nachzuschlagen oder gezielt aufzusuchen.
Flandern, Brabant, Hennegau sowie das Bistum Lûttich entwickeln sich nach der Römerzeit als selbständige Herrschaftsgebiete und erlangen einen wesentlichen wirtschaftlichen Aufschwung .
Im Brügge des 14. Jahrhunderts hatten alle bedeutenden, italienischen Bank-und Handelshäuser Ihre Niederlassungen . Brügge selbst leistete auf einem anderen ökonomischen Gebiet Pionierarbeit. Der Kaufmann van der Buerse ( ca. 1256-1320) unterhielt in Brügge ein zentrales Gästehaus, in dem die wichtigsten Handeltreibende Kaufleute abstiegen . Auch ähnliche Plätze in anderen Städten übernehmen die Funktion und den Namen Börse .
Das Herzogtum Burgund , 1363 vom französischen König als Lehen an seinen jüngsten Sohn Philipp gegeben, entwickelte sich durch Heirat und Erbschaft zu einem der reichsten Staatengebilde. Durch Heirat der Erbtochter des Grafen von Flandern erweiterte Philipp nach dessen Tod sein Gebiet zu einem größeren Länderkomplex . Philipp und auch verstärkt sein Sohn standen in einer gewissen Konkurrenz zu Frankreich .
Das Burgundische Reich war jedoch nicht von langer Dauer. Bereits der Nachfolger Karl der Kühne oder Tollkühne überspannte den Bogen gewaltig, sodass sein Reich zerschlagen und zum Teil als Lehen an die französische Krone zurückfiel. In dieser Krisensituation sah Maria von Burgund nur noch Hoffnung in Maximilian von Habsburg.
Über den Zeitraum der spanischen und habsburgischen Niederlande geht der Autor zur Zeit der Industrialisierung im 19. Jahrhundert über und stellt Belgien als erste Industrienation Kontinentaleuropas dar. Das Buch spart neben der Geschichte der belgischen Staatsgründung , der Geschichte des belgischen Königshauses , die düstere Kolonialgeschichte unter Leopold II. nicht aus.
Die Zeit der zweimaligen deutschen Besatzung und die Zwischenkriegszeit wird ausgewogen dargestellt. Den Abschluß bildet das Kapitel „Die gespaltene Nation – Belgien seit 1945 . u.a. der Aufstieg Brüssels zum Mittelpunkt der Europäischen Union.
Neben zahlreichen Illustrationen , Karten und Porträts ist besonders auch der Anhang hervorzuheben, in diesem findet der Leser neben einer Zeittafel , ein kommentiertes Literatur – und Quellenverzeichnis , sowie ein Orts, Personen und Stichwort-Register .
Das hervorragend geschriebene Buch schließt kompetent eine Lücke in der bereits vorhandenen Literatur über Belgien in deutscher Sprache .